Verkrustete Salzseen der Atacama-Wüste, sonnenverwöhnte Weinfelder, klirrende Gletscher – kaum ein Land der Welt beheimatet so viele Klimazonen wie Chile. Die unterschiedlichen
Wetterphänomene bestimmen den Takt des Reisens. Welche Monate eignen sich für eine Patagonien-Wanderung? Und was ist die beste Reisezeit für einen Badeurlaub in Chile? Das erfahren Sie
hier.
Chile-Reisen während des ganzen Jahres
Zunächst ganz allgemein: Chile lässt sich zu jeder Zeit des Jahres bereisen. Seine geografische Vielfalt hält schlicht jedes Wetter zu jeder Zeit bereit. Lediglich stellt sich die Frage, welche Region zu welcher Jahreszeit und für welche Reiseaktivität in den Blick genommen wird. So lädt der trockene Norden von Chile praktisch zu jedem Moment des Jahres zu einem Strandurlaub ein. Rundwanderungen in Patagonien plant man am besten im chilenischen Sommer. Für Wintersport in den chilenischen Anden hingegen bieten sich die Monate Juni bis August an. Doch der Reihe nach.
Die einzigartige Topografie Chiles
Beginnen wir mit ein paar Zahlen zu den Dimensionen des Landes: Chiles Festland erstreckt sich über 4.200 Kilometer von Norden nach Süden. Das entspricht vergleichsweise der Distanz vom Nordzipfel Finnlands bis zur Mittelmeerküste von Ägypten! Bei dieser Bemessung ist noch nicht berücksichtigt, dass auch ein Teil der Antarktis zu Chile gehört, deren Anfänge ca. 1.000 Kilometer weiter südlich des chilenischen Festlands liegen. Schmal ist Chile dafür, gewiss. Doch entzieht sich die berühmte Osterinsel diesem chilenischen Alleinstellungsmerkmal und verliert sich gut 3.500 Kilometer westlich des amerikanischen Kontinents in den menschenleeren Weiten des Pazifiks. Und nicht zu vergessen sind die andinen Sphären von Chile. Die besonderen Witterungsverhältnisse verdeutlicht eindringlich eine Tagesfahrt von den warmen Badestränden vor Bahía Inglesa hinauf auf das raue Altiplano zum Fuß des Vulkans Ojos del Salado mit seinen knapp 6.900 Höhenmetern.
Klimazonen von Chile
Von Norden nach Süden, Osten nach Westen als auch von den urbanisierten Ortschaften hinauf zu den Gipfeln der Anden sind die Ausdehnungen auf allen Ebenen gigantisch. Dies führt zu einer enormen Vielfalt klimatischer Erscheinungen. So umfasst das Land subtropisches Wüstenklima in Nordchile, mediterranes Klima in der Zentralregion, gemäßigtes Klima im südlichen Chile bis hin zu subantarktischem Klima bei Patagonien und Feuerland. Die Osterinsel / Rapa Nui ist wiederum geprägt von maritimen Subtropenklima.
Chiles lokale Wetterphänomene
Doch können die Witterungsbedingungen innerhalb der jeweiligen Regionen aufgrund ihrer besonderen Geografie mitunter stark variieren. Ein gutes Beispiel ist San Pedro im Herzen der chilenischen Atacama-Wüste. In dem quirligen Örtchen kommt man bei sommerlichen 25°C unter der prallen Sonne schnell mal ins Schwitzen. Doch auf dem Weg zu den nahegelegenen Tatio-Geysiren stockt der Atem. Hier ist es in den frühen Morgenstunden gern auch mal -15°C kalt.
Der Jahreszyklus von Chile
Chile liegt auf der Südhalbkugel und so verhalten sich auch die Jahreszeiten „seitenverkehrt“ zu Europa. Von Juni bis August macht sich der Winter bemerkbar. Den Beginn des Frühlings symbolisiert der landesweit herbeigesehnte Tag der Unabhängigkeit Chiles am 18. September. Chiles Sommermonate sind schließlich Dezember, Januar und Februar. Viele Familien wenden nun ihren gewohnten Routinen den Rücken zu und begeben sich synchron für etwa zwei Monate in die Ferien. Entsprechend ballt sich der touristische Andrang in gefragten Küstengebieten und Nationalparks und die Preise für Flüge und Unterkünfte steigen. Ab Ende Februar wird der Schulbetrieb wieder aufgenommen und die Menschen kehren zurück in ihren Alltag. Mit dem März bricht ganz allmählich der Herbst an und damit die kalte Hälfte des Jahres.
Die Regionen Chiles und ihr Reisewetter
Das passende Zeitfenster für einen Chile-Urlaub richtet sich natürlich an den Möglichkeiten der Reisenden aus sowie an dem thematischen Schwerpunkt. Für klassischen Rundreisen in Chile lassen sich dennoch allgemeine Faustregeln festhalten, wann sich der Besuch einer bestimmten Region eher oder weniger empfiehlt.
Die beste Reisezeit für Nordchile
Der Norden von Chile kann während des gesamten Jahres bereist werden. Sein Klima ist von großer Konstanz gekennzeichnet. So sind auch in den Wintermonaten vornehmlich Sonnentage und hohe Temperaturen an der Küste zu erwarten. Der Niederschlag fällt im chilenischen Sommer stärker aus, aber auf sehr niedrigem Niveau. In den höher gelegenen Ortschaften ist es generell und speziell Nachts deutlich frischer. Eine lokale Besonderheit ist der Altiplano-Winter. Paradoxerweise kommt es gerade in der sommerlichen Zeit von Januar bis März zu punktuellen, unwetterhaften Regengüssen auf dem Hochland der Anden im nördlichsten Teil des Landes.
Die beste Reisezeit für Rapa Nui / Osterinsel
Von der Osterinsel sind es tausende Kilometer in jede Himmelsrichtung, und es gibt nichts als Meer weit und breit. So isoliert sich Rapa Nui inmitten des Niemandslands des Pazifischen Ozeans präsentiert, so individuell ist auch sein Klima. Auf der Insel herrscht subtropisches Klima mit nur geringen Schwankungen im Laufe des Jahres. Die Temperaturen fallen ganzjährig eher mild aus. Niederschläge nehmen an Menge und Häufigkeit während der Wintermonate spürbar zu. Tropische Wirbelstürme gibt es auf Rapa Nui indes nicht. Die Monate September bis April eignen sich aus klimatischer Sicht besonders für einen Besuch der Osterinsel. Doch lässt sich Rapa Nui durchaus während des gesamten Jahres ohne größere Einschränkungen bereisen.
Die beste Reisezeit für Zentralchile
Chile ist international bekannt für seinen hervorragenden Wein. Dessen Qualität entspringt in erster Linie der Zentralregion des Landes. Die kilometerweiten, von grünen Reben bedeckten Felder stehen symbolisch für die klimatischen Bedingungen Mittelchiles: In der Zeit von September bis April wird Zentralchile vielerorts von Sonne reich beschenkt. Es ist trocken und warm, mitunter auch zu warm. Reisen lassen sich von Frühling bis Herbst relativ unbekümmert durchführen. In der Winterzeit ist es in Mittelchile spürbar frischer und regnerischer. In höheren Berglagen fällt Schnee. So eignen sich die Monate Mai bis August eher weniger für anspruchsvolle Outdoor-Aktivitäten.
Die beste Reisezeit für den Kleinen Süden von Chile
Straßennamen, das Angebot der Bäckereien und die Architektur der Häuser verweisen auf die Einwanderungsgeschichte der Deutschen im Kleinen Süden von Chile. Vieles mag den damaligen Siedlerinnen und Siedlern hier zunächst sehr fremd vorgekommen sein – doch das Klima wohl eher nicht. Denn das Wetter in Valdivia, Puerto Varas oder auf der Insel Chiloé zeigt durchaus Parallelen zu deutschen Verhältnissen. So richtig warm und konstant sonnig ist es in dieser Region eher selten. Mit Niederschlägen sollte während des gesamten Jahres gerechnet werden. Es eignen sich vor allem die Sommermonate sowie der Spätfrühling und der Herbstbeginn für einen Besuch von Araukanien, dem Seengebiet und anderen Regionen des Kleinen Süden von Chiles.
Die beste Reisezeit für Patagonien
Auch wenn viele lokale Agenturen bestrebt sind, die touristische Infrastruktur während des gesamten Jahres aufrechtzuerhalten und den Südzipfel Amerikas als ganzjähriges Reiseziel zu vermarkten, empfiehlt sich ein Besuch von Patagonien doch vor allem in den Monaten Oktober bis März. In dieser Zeit fallen die Witterungsbedingungen generell regenärmer und wärmer aus. In den Monaten April bis September ist in Patagonien mit häufigeren Regenfällen, niedrigen Temperaturen und zum Teil mit Schnee zu rechnen. Es kommt vor, dass der Besuch von Sehenswürdigkeiten an entsprechenden Orten durch die Wetterlage nur eingeschränkt erfolgt und Gruppentouren aufgrund fehlender Teilnehmer*innen abgesagt werden müssen. Die Witterungsbedingungen in Patagonien sind stark von der jeweiligen Lokalität und ihrem Mikroklima abhängig. Grundsätzlich gilt: Das Klima Patagoniens ist das ganze Jahr über unberechenbar. Besonders die mitunter extremen Winde haben es in sich.
Reisegepäck für jede Jahreszeit
Ein Wintersporturlaub in den Anden von Zentralchile verlangt schneetaugliche Schuhe und Thermobekleidung. Planen Reisende hingegen, in der freien Wildnis zu zelten, sollten unter anderem der Schlafsack, eine Stirnlampe oder der Campingkocher nicht fehlen. Abseits dieser wetterspezifischen und aktivitätsbezogenen Ausstattung, raten wir grundsätzlich zu folgendem Equipment für eine Chile-Reise:
- Warme und regendichte Funktionskleidung
- Stabiles Schuhwerk
- Sandalen
- Badekleidung
- Kopfbedeckung
- Sonnenschutz und Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 oder höher
- Tagesrucksack
- Mobiltelefon
- Digitale Kopien der Reisepässe (z.B. in E-Mail-Postfach)
- Reiseapotheke
- Steckdosen-Adapter
- Führerschein
- Kreditkarte (Debitkarten sind für Mietwagen-Anleihen nicht ausreichend) und alternative Ersatzkreditkarte
- Etwas Geld in lokaler Währung für die ersten Tage
Unsere Tipps bei der Wahl der Reisezeit für Chile
Wer der kalten Jahreszeit eher abgeneigt gegenübersteht, hat mit einer Chile-Reise die Möglichkeit, dem europäischen Winter zu entfliehen und auf der Südhalbkugel Sonne zu tanken. Während der Sommermonate gestalten sich die Wetterbedingungen in Chile besonders einladend. Zugleich sind in jener Zeit gerade die ikonischen Sehenswürdigkeiten des Landes wie der Nationalpark Torres del Paine oder die Oasenstadt San Pedro de Atacama mitunter überlaufen. Einen guten Kompromiss aus günstigem Klima und gemäßigtem Besucherandrang findet man kurz vor und kurz nach der Hauptsaison. Wir empfehlen ganz allgemein die Monate November und März für einen Chile-Urlaub. Reisende, die hingegen während der Jahresmitte nach Chile aufbrechen, finden urlaubstaugliche Wetterbedingungen im Großen Norden und mitunter auch noch auf der Osterinsel / Rapa Nui vor. In den anderen Teilen des Landes wird es in der kalten Jahreszeit umso ungemütlicher, je weiter man in den Süden eindringt. Doch hat auch das seinen Reiz. Eine Winterreise öffnet die Tür zu besonders authentischen Einblicken in die Natur und Gesellschaft Chiles.
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