In Chile nennen sie ihn Lago General Carrera, auf der argentinischen Seite trägt er den Namen Lago Buenos Aires. Dieser majestätische See erstreckt sich in den Tiefen von Patagonien über
Grenzen hinweg. Sein Wasser schillert türkisfarben. Und das Umland ist eine wahre Komposition herausragender Natur.
Im Herzen der Carretera Austral
Fast wie ein Meer wirkt Chiles größter See im nördlichen Teil Patagoniens: der Lago General Carrera. Mit seinen 1.850 km² ist er etwa 3,5-mal so groß wie der Bodensee und erstreckt sich grenzübergreifend bis nach Argentinien, wo er als Lago Buenos Aires bezeichnet wird. Die Weite des Sees, das türkisfarbene Wasser und die Bergkonturen am Horizont schaffen eine magische Szenerie. Dieser idyllische Charakter konterkariert die Assoziation von einem sonst so rauen und ungemütlichen Patagonien. Und auch die Umgebung ist reich beschenkt. Brausende Wasserfälle und gigantische Gletscherfelder, indigenes Kulturgut und die neue Route chilenischer Nationalparks beheimatet das Umland des Lago General Carrera im Herzen der Carretera Austral.
Prunk und Bodenständigkeit des Lago General Carrera
Trotz dieses atemberaubenden Schauspiels der Natur steht die Region nur selten auf der Agenda von Chile-Reisenden. Warum? Wahrscheinlich ist vielen der See in den Tiefen Patagoniens schlicht zu entlegen. Denn in der Tat: Die begrenzte touristische Infrastruktur verlangt etwas Flexibilität. Ohne Mietwagen ist das Reisen entlang der Carretera Austral sehr beschwerlich. Die Straßen sind holprig. Unterkünfte sind oft schlichter gehalten und haben begrenzte Kapazitäten. Und grundsätzlich sollte man Zeit mitbringen. Doch all das ist ein Besuch des Lago General Carrera wert! Ist man einmal hier, kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Nur wenige Gegenden des Landes verbinden so trefflich die landschaftliche Opulenz mit der bodenständigen Authentizität Chiles wie die Carretera Austral und der Lago General Carrera.
Tosendes Wasser, Strandbuchten und Pampa bei Puerto Ibáñez
Der Landstrich an der Nordseite des Carrera-Sees wird von einem milden Mikroklima beschenkt, das auch die lokale Agrarkultur florieren lässt. Hier, an der Mündung des Ibáñez-Flusses und etwas abseits der Fernstraße Carretera Austral, schlummert das liebliche Puerto Ingeniero Ibáñez. Die direkte Fährverbindung mit Chile Chico auf der gegenüberliegenden Seeseite verschafft dem Ort regelmäßige Betriebsamkeit. Indes werden in kleinen Privatwerkstätten Kunsthandwerk aus Leder, Keramik, Lehm und Wolle zur Schau gestellt. Ein Streifzug durch die ausgestreckte Pampalandschaft präsentiert das kulturelle Erbe des Tehuelche-Volks, das hier ehedem beheimatet war. Währenddessen klatscht der Ibáñez-Fluss am gleichnamigen Wasserfall mit Inbrunst auf felsiges Geröll herab. Und gegenüber von Puerto Ibáñez laden die Strandbuchten der einsamen Halbinsel Levicán zum Durchschnaufen ein.
Essenz der Carretera Austral in Puerto Río Tranquilo
Die Fernstraße Carretera Austral erzählt von ursprünglicher Urwald-Vegetation und leuchtenden Gewässern, patagonischen Gletschern und entlegenen Siedlungen voller Herzlichkeit. In Puerto Río Tranquilo verschmelzen diese Eigenschaften. Etwa 220 Kilometer südlich von Coyhaique, nimmt das Städtchen am Westufer des Lago Carrera seine Gäste auf. Günstig gelegen zu den Capillas de Mármol und dem Nationalpark San Rafael, empfiehlt sich der Ort als Stützpunkt. Doch schon allein der brillante Anblick des infiniten Carrera-Sees und der verschneiten Andensilhouette vom hiesigen Sandstrand aus ist ein bestechendes Argument, sich Puerto Río Tranquilo hinzugeben.
Marmorhöhlen auf dem Lago General Carrera
In der Bucht vor Puerto Río Tranquilo legen die Boote ab und fahren auf dem binationalen See zu einem der absoluten Glanzlichter der Carretera Austral: den Capillas de Mármol. Die prominenten Marmorkathedralen auf dem Lago General Carrera bestehen aus erodierten Felsen und beachtlichen Höhlen. Neben den geschwungenen Formationen des Marmorgesteins beeindruckt die spezielle Farbkonstellation dieser Kulisse.
Sprachlosigkeit in der Eislandschaft von Laguna San Rafael
Der Nationalpark Laguna San Rafael westlich von Puerto Río Tranquilo ist ein Biosphärenreservat riesigen Ausmaßes. Er wird geformt von der nordpatagonischen Eiskappe Campo de Hielo Norte, die sich über das menschenleere Terrain einer zerklüfteten Inselwelt und des chilenischen Festlands erstreckt. Der Zugang erfolgt über das bewucherte Exploradores-Tal. Von hier dringt man auf einer Bootstour durch die Fjorde des Parks ein in unberührte, mitreißende Natur – und stoßt auf ein exorbitantes Massiv aus Eis. Über 50 Meter hebt sich dessen Front. Kein im Meer mündender Gletscher liegt näher zum Äquator. Die Dimensionen des um die 30.000 Jahre alten Eisfelds und seine Schönheit hinterlassen Besucher*innen sprachlos.
Ungezähmte Natur des Valle Leones
Das Bild des Löwen, nachdem auch Fluss, See und Gletscher im Valle Leones benannt sind, ist eine treffende Metapher: Ungezähmt und temperamentvoll erscheint die Natur des Tals ca. 30 Kilometer südlich von Puerto Río Tranquilo. Auf einer Tageswanderung durch das Tal gelangt man zu dem glitzernden Leones-See, in den sich die Gletscherzunge hineindrückt und nach Laune mit Gebrüll aufbricht.
„Sonnenstadt“ Chile Chico
An dem Südufer des Lago General Carrera liegt Chile Chico. Der gemütliche Ort befindet sich unweit der argentinischen Grenze und strahlt ein fast schon mediterranes Flair aus – nicht umsonst trägt er den Kosenamen „Ciudad del Sol“. Ein Aufstieg auf den Stadthügel verschafft einen wundervollen Blick auf das geruhsame Städtchen und den unerschöpflichen, farbintensiven See. Die Berglandschaft der Umgebung von Chile Chico mit ihren waldigen Naturreservaten bietet abwechslungsreiche Wanderpfade zu versteckten Höhlen und geschichtsträchtigen Hinterlassenschaften der Ureinwohner. Oder aber man lässt es geruhsamer angehen und zelebriert bei einer Auszeit am Ufer des Lago General Carrera den ergreifenden Anblick der schimmernden Oberfläche von Chiles größtem See.
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