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Brände in Chile – eine bittere Tradition

Taucht Chile in den europäischen Nachrichten auf, geht es oft um den Reichtum der Rohstoffe, um quirlige Fußballer – oder um lodernde Flammen. Immer wieder wird Chile von massiven Großbränden heimgesucht. Warum ist das so? Die Ursachen für Feuer in Chile sind vielschichtig.

Brände in Chile – eine bittere Tradition

Die Kehrseite des chilenischen Sommers

Je näher das Ende des Jahres heranrückt, umso vorfreudiger begegnet die chilenische Gesellschaft dem Sommer. Die Tage werden länger und sonniger. Kinder freuen sich auf die anstehenden Schulferien. Die arbeitsamen Großstädter schöpfen Kraft an den Stränden der Pazifikküste. Ausgelassenheit liegt in der Luft. Und immer wieder auch grauer Rauch. Denn es ist ein trauriger Ritus, dass die warme Jahreszeit von Bränden im ganzen Land begleitet wird.

Rauch über Valparaíso

Die Dimensionen des Dramas

Von Saison zu Saison sieht sich Chile aufs Neue herausgefordert mit der Wut der Flammen. Brände fressen sich durch die Wälder, Dörfer und Vorstädte des Landes. Es lodert nicht nur im Sommer, doch in der warmen Jahreshälfte ist es besonders häufig und besonders intensiv. Seien es die bedrohlichen Flammen auf den Hügeln von Valparaíso im April 2014, die umfassenden Brände auf der Osterinsel / Rapa Nui im Oktober 2022 oder nun die gigantischen Feuerherde in der Region Zentralchiles im Februar 2024 – die Liste fataler Großbrände in Chile ist lang. Sie lassen die Menschen verzweifeln, die mit so viel Engagement und Geduld ihre Existenz aufgebaut haben. Manch einem raubt das Feuer alles. Es ist eine ökologische Katastrophe und zerstört zugleich die Lebensgrundlage von Tieren und der Vegetation. Und es belastet auch gewaltig die Wirtschaft des Landes. Die Brände sind ein Drama auf allen Ebenen.

Brände in Chile und ihre Ursachen

Doch warum passiert das? Warum brennt es in Chile in aller Regelmäßigkeit und mit diesem Ausmaß der Zerstörung? Die Gründe sind vielschichtig.

Chile und der Klimawandel

Zunächst einmal wird Chile immer wieder von Hitzewellen und Dürren getroffen. Extreme Wetterereignisse häufen sich. Die Temperaturen steigen regional und der Niederschlag nimmt stetig ab. Der Klimawandel ist in Chile unmittelbar spürbar.

Trockenheit von Santiago

Eukalyptusbäume als Brandbeschleuniger in Chile

Die Baumbestände entsprechen nicht den natürlichen Gegebenheiten. In den vergangenen Jahrzehnten wurden für die industrielle Holzverarbeitung vielerorts Eukalyptuswälder im riesigen Stil angelegt. Diese Bäume wachsen schnell und lassen sich somit profitabel vermarkten, übrigens auch für die Nachfrage aus Deutschland. Doch saugen Eukalyptusbäume massiv die Feuchtigkeit aus den Böden. Zugleich enthalten sie Öle. Diese wirken wie ein Brandbeschleuniger.

Spekulation und Protest

Auch steht immer wieder der Verdacht im Raum, dass Brände bewusst und gezielt gelegt werden. Manch Landstück ist sehr begehrt und doch nicht käuflich. So scheinen zum Teil Spekulationen auf Grundstücke das Motiv der Brandstiftung zu sein. Ebenso wird im Rahmen des politischen Protests wortwörtlich gezündelt.

Chilenische Brände und Armut

Die Armut bestimmter Gesellschaftsschichten bringt auch eine informelle Lebensweise mit sich. Ein Beispiel aus Valparaíso: Ganz oben auf den Hügeln der Hafenstadt lassen sich mittellose Familien nieder, ohne Genehmigung und ohne entsprechende Infrastruktur. Oft gibt es keine Müllabfuhr, keine asphaltierten Straßen für die Feuerwehr, keinen Wasserhydranten, dafür aber ein wüstes Netz an Stromleitungen, trockenes Laub und Häuser aus Holz und Karton.

Gefährliche Riten

Die Vermeidung von Bränden erfordert einen achtsamen Umgang mit potenziellen Gefahrenquellen. Doch trotz der hohen Frequenz der Feuer in Chile scheint das Risikobewusstsein nicht überall ausreichend ausgeprägt zu sein. So ist es auf dem Land nach wie vor ein verbreiteter Ritus, auch im Sommer Rückstände der Agrarwirtschaft oder Müll unter freiem Himmel zu verbrennen.

Die Bürde der chilenischen Feuerwehr

Die Kultur der Feuerwehr importierten zunächst deutsche Migranten. So entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in Valparaíso mit der deutschen Feuerwehr die erste Kompanie dieser Art in Chile. Überall im Land haben sich seitdem Initiativen gegründet, um Brände zu löschen. Doch die Bekämpfung des Feuers „verbrennt“ auch enorme Ressourcen. Die Ausstattung der Feuerwehr, ihre Fahrzeuge und die Rekrutierung motivierten Personals sind chronisch unterfinanziert. So stehen freiwillige Vertreter*innen der Feuerwehr in voller Montur in belebten Straßenzügen der Stadtzentren oder an Mautstellen der Autobahn, um Spenden für ihre Arbeit zu sammeln. Aber dieses Engagement kann den Mangel an Equipment schlicht nicht auffangen.

Deutsche Feuerwehr von Valparaíso

Wege im Kampf gegen das Feuer in Chile

Was braucht es also, um den Bränden Herr zu werden, sie im besten Fall gar zu unterbinden? Gewiss ist politisches Handeln fundamental, also die staatliche Steuerung der Landwirtschaft, die ökologisch ausgerichtete Urbanisierung informeller Siedlungen oder die solide Finanzierung der Feuerwehr. Ein anderer wesentlicher Baustein ist das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft. Doch mit dem Klimawandel bleibt die Gefahr der Feuer und sie wächst. Der nächste Sommer kommt. Und der nächste Großbrand auch.

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