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Der 18. September – Chiles wichtigster Tag im Jahr

Der 18. September ist der wohl wichtigste Tag des Jahres in Chile. An diesem nationalen Feiertag wird die Unabhängigkeit des Landes ausgelassen zelebriert, mit Folklore-Tänzen, üppiger Küche und heiterer Stimmung. Zugleich ist es der gefühlte Startschuss in die warme Jahreszeit.

Der 18. September – Chiles wichtigster Tag im Jahr

Das Fest der Feste

Der 18. September ist Chiles Tag der Unabhängigkeit. Das Land gleicht einem Meer aus Nationalflaggen. In den Bussen läuft traditionelle Cueca-Musik, Geschäfte sind mit bunten Girlanden dekoriert, der Geruch gebratenen Fleischs liegt allerorts in der Luft. Auf zentralen Plätzen wird eine große Kirmes aufgebaut, mit Karussells für Kinder, Tanzflächen, Essensständen. Es geht laut und lebendig zu. Kein anderer Tag im Jahr ist in Chile wichtiger. Doch handelt es sich vielmehr um eine ganze Woche, in der das Land auf dem Kopf steht und sich dem Feiern widmet. Der eigentliche Anlass des Fests erscheint dabei gar nicht so relevant.

Die Anfänge des chilenischen Nationalstaats

Ein kurzer Blick zurück: Das Territorium Chiles wurde von indigenen Volksgruppen wie den Atacameños, Diaguitas oder Chonos schon vor etwa 11.000 Jahren besiedelt. Mit der spanischen Eroberung ab 1536 wurden die Ureinwohner*innen immer weiter zurückgedrängt und zu großen Teilen ausgerottet. 1810 schließlich erhoben sich Menschen der Politik und des Militärs, Bauern und Intellektuelle in ihrem Bestreben nach einem autonomen Staat. Der 18. September jenes Jahres ging als Tag der Unabhängigkeit in die Annalen des Landes ein. Er war gewissermaßen der Startschuss einer Bewegung. Denn die tatsächliche Unabhängigkeit von Spanien wurde formell erst 1818 erlangt. Anschließende Grenzstreitigkeiten und Territorialkonflikte begleiteten das Land noch lange, in gewissem Maße sogar bis heute.

Denkmal zu Ehren von José Miguel Carrera

Denkmal zu Ehren von José Miguel Carrera, einem der führenden Unabhängigkeitskämpfer Chiles

Feier im Zeichen der Huaso-Tradition

Die historischen Ursprünge spielen bei den Feierlichkeiten in der Gegenwart keine gewichtige Rolle. Und doch setzen sich die Menschen mit der Identität ihres Landes auf eine Weise auseinander. Vor allem steht die Tradition des Huaso, also des klassischen Bauernlebens, im Fokus. Selbst die Kleinen tragen bunte Gewänder oder einen Cowboy-Hut und Poncho. Beim Rodeo verfolgt das Publikum frenetisch das Ringen der Reiter mit den aufgebrachten Rindern. Und bei dem Folkore-Balztanz Cueca werben Pärchen spielerisch um ihre gegenseitige Zuneigung. Die kulturellen Bräuche der Indigenen indes sind zu der Fiesta Patria kaum präsent.

Und eine Kuriosität am Rande: Nach offizieller Gesetzgebung sind die Bürgerinnen und Bürger Chiles sogar verpflichtet, am Nationalfeiertag ihr Haus mit einer chilenischen Flagge zu schmücken. Die Missachtung kann eine Geldstrafe von ca. 50 € nach sich ziehen. Wenngleich diese Vorgabe eher theoretischer Natur ist, mag sie aus der deutschen Perspektive doch etwas irritieren.

Grillen und Tanzen, Terremoto und Réplica

Geschichtsverbundenheit hin oder her: Bei dem „Dieciocho“, zu Deutsch: 18, wie der Unabhängigkeitstag liebevoll genannt wird, geht es dem Großteil der Gesellschaft in erster Linie um den ausgelassenen Genuss der freien Tage. Die Menschen lassen sich treiben, vergessen die zähen Wintermonate und begrüßen den Frühling. Man trifft sich am 18. September in der Familie und grillt im Garten. Oder man besucht einen der vielen Festplätze, die sogenannten Ramadas und Fondas. Hier dröhnt die Musik krachend laut aus den Boxen. Die Besucherinnen und Besucher tanzen verzückt, mal eher elegant, mal eher ungehalten. Und das Personal der Stände bedient im Akkord die große Nachfrage an Fleischspießen, Empanadas sowie den alkoholischen Feiergetränken Terremoto (Erdbeben) und Réplica (Nachbeben). Am Tag darauf folgt die zentrale Militärparade mit dem Auflaufen der drei chilenischen Streitkräfte. Doch wird der etwas ritualhaften Präsentation des Heeres eher wenig Beachtung geschenkt. Stattdessen schnaufen die Menschen durch, schlafen aus – und sammeln Kräfte für die nächste Fete. 

Der 18. September und seine Riten

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